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Neue Brille Eingewöhnung Wie lange dauert es, bis man sich an eine neue Brille gewöhnt hat?

An neue Brillen, besonders Gleitsichtbrillen muss man sich gewöhnen. Anfangs kann eine neue Brille lästig sein und zu Beschwerden führen. Optiker Matthias Hadisaputro erklärt, was zu beachten ist.

Stand: 23.04.2024

Frau mit Brille sitzt vor dem Laptop.  | Bild: mauritius images / Prostock-studio / Alamy / Alamy Stock Photos

Wie lange dauert es, bis man sich an eine neue Brille gewöhnt hat?

"Das ist natürlich sehr individuell", sagt Optiker Matthias Hadisaputro. Das kommt auf die Fehlsichtigkeit an, auf das Gestell, die Vermessung und die Zentrierung der Gläser, auf das Produkt selbst und auch auf die Persönlichkeit.

An eine normale Brille gewöhnt man sich eigentlich relativ spontan. Natürlich kann es in bestimmten Fällen, beispielsweise, wenn jemand eine Hornhautverkrümmung mit schrägen Achsen hat, auch ein paar Tage, teils auch ein paar Wochen dauern. In der Regel geht das aber deutlich schneller im Vergleich zur Gewöhnung an eine Gleitsichtbrille. Aber auch da gibt es große Unterschiede. Im besten Fall gibt es eine sehr schnelle Spontanverträglichkeit innerhalb kürzester Zeit zwischen ein bis zwei Tagen. "Aber ich habe auch schon erlebt, dass es bis zu drei Monate dauern kann. Das ist natürlich schon ein Extrembeispiel", sagt Matthias Hadisaputro.

Was ist eine Gleitsichtbrille?

"Ganz einfach gesagt gibt es einen Fernbereich, einen Zwischenbereich und einen Nahbereich. Der Fernbereich, der ist klar, für die Ferne gedacht ab 3 Metern bis unendlich. Da hat man die komplette Breite des Brillenglases normales Panorama, scharfes Sehen", so der Experte. Ab dem Zwischenbereich und im Nahbereich hat man das scharfe Sehen nur in einem Kanal, dem Progressionskanal, in dem die Stärke praktisch ansteigt. "Hier hat man in den Randbereichen Unschärfe beziehungswiese verschwommenes Sehen", erklärt Matthias Hadisaputro. "Das nimmt der ein oder andere Kunde stärker wahr, andere nehmen das gar nicht wahr." Hier muss man durch kleine Kopfbewegungen die entsprechende Entfernung, wo man scharf sehen möchte, scharf stellen.

Wieso dauert es länger sich an eine Gleitsichtbrille zu gewöhnen, als an eine normale Brille?

Es gibt bei jedem Brillenglas einen optischen Mittelpunkt. Bei einem Einstärkenglas gibt es diesen nur für die Ferne oder nur für die Nähe. Bei der Gleitsichtbrille ist das anders, da gibt es vom optimalen Fernpunkt und vom optimalen Nahpunkt eine Linie, wo das bestmögliche, schärfste Sehen ist.
Bei der Gleitsichtbrille hat man im Prinzip einen gleitenden Übergang vom Fernbereich zum Nahbereich. "Und da gibt es im Nah- und entfernten Nahbereich Randverzerrungen, wo man unscharf sieht. Da entstehen gewisse Schaukeleffekte auch bei bewegtem Schauen", weiß Matthias Hadisaputro.
Je komplexer das berechnet und gefertigt ist, desto leichter fällt es dem Kunden oder der Kundin dann auch sich daran zu gewöhnen. Beim Blick in die Ferne bei normaler Kopf- und Körperhaltung ist alles wie normal. "Aber sobald es in diesen entfernten Nahbereich kommt, Computerentfernung oder Leseentfernung, in etwa 40 Zentimeter, da muss man sich bisschen gewöhnen. Oder auch beim Laufen, wenn man den Blick nach unten fängt. Man sagt auch man muss den Kopf stärker mitbewegen", erklärt Matthias Hadisaputro. Man muss sich also vom Eyemover (deutsch: Augenbeweger) zum Headmover (deutsch: Kopfbeweger) entwickeln. Menschen, die vorher sehr viel über Blickbewegungen und wenig über Kopfbewegungen gemacht haben, denen fällt das tendenziell eher schwerer und die Eingewöhnung dauert länger. Je nach Fixpunkt muss man sich also bestimmte Kopfhaltungen erstmal angewöhnen.

Tipps vom Optiker zur Eingewöhnung von Gleitsichtbrillen

"Ganz wichtig ist bei der ersten Gleitsichtbrille, dass man sie erstmal in gewohnter Umgebung trägt, um sich daran zu gewöhnen. Also nicht aus dem Geschäft gehen und gleich Auto fahren - da hat schon der ein oder andere seinen Außenspiegel abgefahren", so Matthias Hadisaputro. Bewusst schauen, den Kopf mitnehmen, sich Zeit lassen und es erstmal zu Hause ausprobieren. Im Vorfeld sollte man sich auch Gedanken machen, wie viel man bereit wäre für so eine Brille zu investieren. "Da gilt schon: Je mehr man grundsätzlich investiert, desto mehr Qualität bekommt man. Aber es ist kein Gesetz, man kann auch mit günstigen Brillen gute Erfolge erzielen, natürlich nicht mit dem allerbilligsten", sagt der Optiker. Auch eine gute Beratung ist hier wichtig: "Es gehört natürlich auch dazu, dass man dem Kunden das gut erklärt, wie er sich zu verhalten hat." Je besser der Kunde oder die Kundin Bescheid weiß, desto schneller erfolgt die Eingewöhnung.

Tipps vom Optiker zur Gewöhnung an eine normale Brille

Bei der normalen Brille ist es in den meisten Fällen keine große Umstellung. Bei den schwierigen Fällen rät Matthias Hadisaputro: "Die Brille einfach so häufig wie möglich tragen und auch erstmal in gewohnter Umgebung. Wenn man das Gefühl hat, dass irgendwas gar nicht sein kann, wenn man unscharf sieht oder wenn man das Gefühl hat, es ist ganz blöd, dann auf jeden Fall nochmal zu seinem Fachoptiker gehen." Wenn dahingehend allerdings alles passt, dann braucht man auf jeden Fall auch bisschen Geduld.

Und hier etwas zum Thema "Was Handys mit den Augen machen".


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